Anori oder die unerwartete Zodiac Tour

Am letzten Tag an Bord hatten uns wohl die Reiseleiter bzw. der Kapitän und seine Crew erhört und so gab es dann noch eine Zodiac Tour bei Anori. Ich glaube auch, dass die Gäste insg. danach lechzten noch mal eine solche Tour zu machen und näher am Regenwald bzw. in der Natur zu sein und den Regenwald des Amazonas nicht nur zu sehen, sondern wirklich zu erleben.

Eigentlich war für diesen Tag allerdings etwas ganz anderes geplant. Ursprünglich war geplant, dass wir an diesem Tag, mittags nach dem, Essen gemütlich in ein kleineres Dorf namens Anori an Land gehen. Bevor die Gäste mit Tenderbooten oder Zodiacs an Land gebracht werden, wird allerdings immer erst ein Erkundungsboot mit Leuten der Crew und der Reisleitung losgeschickt, um zu schauen, ob sich ein Landgang „lohnt“ bzw. wie die Verhältnisse an Land sind. Ich denke mal, dass man sicher gehen möchte, dass zum einen dafür gesorgt sein soll, dass für die Passagiere dort an Land alles sicher ist und sie auch schöne Erinnerungen mitnehmen können und zum anderen auch vielleicht um sicher zu gehen, dass man so ein kleineres Dorf auch einfach mal grad so locker mit etwa 350 Passagieren fluten kann 😉

Die genauen Gründe haben wir nicht erfahren und es ist auch nicht anzunehmen, dass es irgendwie gefährlich gewesen wäre, aber nachdem das Erkundungsboot schon eine Weile weg war und wir uns schon fragten was denn wohl los sei, kam die Info, dass das Dorf jetzt „nichts Neues für uns zu bieten hätte“ und man sich entschlossen hätte den heutigen Landgang nicht zu machen. Erste Reaktion: „Öh!? Waaas?“ Als die Kreuzfahrtdirektorin dann aber direkt sagte, dass wir stattdessen eine Zodiac-Tour durch den Amazonas machen würden war meine Reaktion: „Yeeeeeeaaaaaah! Wie geil ist das denn?!?!“

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Allerdings hatte man sich für diese Tour wieder ein kleines organisatorisches „Highlight“ ausgedacht… Es sollte nun nicht nach den ausgegebenen Farbkärtchen gehen, die wir ja nun schon kannten und genutzt hatten. Jeder der gerne eine Zodiac-Tour machen wollte, sollte bitte zur Rezeption kommen und sich dort eine neue Karte mit einer Nummer abholen. Und was war das Resultat daraus? Richtig: alle Leute stürmten aus ihren Kabinen oder von dort wo sie grad waren auf die Rezeption zu und drängelten und moserten, um schnell eine der offensichtlich begehrten Karten zu ergattern. Da hatte unsere Kabinenlage mal einen großen Vorteil… wir waren nicht sonderlich weit weg von der Rezeption 😉

Wir hatten die Nummer 3 für unsere Tour bekommen und fingen direkt an uns in unser Safari Outfit zu werfen und uns Dschungel-Schick zu machen. Ihr wisst schon: die imprägnierten Klamotten und die leckeren Schichten Sonnencreme und NoBite gegen Moskitos.

Kurz danach geht unsere Tour auch schon los und wir stellen uns an, um die etwas schmaler geschnittene Rettungsweste anzulegen und in das Zodiac einzusteigen. Fragt mich nicht genau wie wir das gemacht haben, aber Christian und ich stehen für unsere Gruppe ganz vorne in der Reihe zum Einsteigen. Das bedeutet, dass wir uns auf die allerbesten Plätze im Zodiac setzen können, um die sich andere Leute echt schon gestritten haben. So nehmen wir beide also ganz vorne an der Spitze des Zodiac Platz. Einer links vom Bug und einer rechts und ich habe das fetteste Grinsen überhaupt im Gesicht 🙂

Schon kann es losgehen und der Fahrer des Zodiac steuert mitten in der Mittagshitze auf das Amazonasgebiet beim Dorf Anori zu. Zu der Zeit zu der wir uns im Amazonas befinden, steigt der Wasserpegel der Flüsse und Seen jeden Tag immer noch an, sodass wir mit in teilweise überschwemmte bzw. überspülte Gebiete fahren. Quasi sogar ein großer Vorteil für uns, denn wir können so in ein Gebiet mit dem Boot fahren, dass man sonst gar nicht zu Gesicht bekommt. Die Bewohner des Amazonas Gebietes sind natürlich schon seit ewigen Zeiten daran angepasst und leben ja viel mehr mit und in der Natur als wir das tun. Dementsprechend haben sie ihre Häuser auch entweder schwimmend, auf Pfählen oder auf einem Hügel gebaut. Wir fahren an einigen dieser Häuser vorbei und auch an einigen offensichtlich fischenden Familien. Spannend kann ich euch sagen. Für uns und vielleicht auch für die Bewohner die wahrscheinlich nicht so oft in ihren Schwimmwesten lustig angezogene Touris mit ihren Kameras sehen 😉

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Zu meiner allergrößten Freude nimmt der Zodiac Fahrer zunächst wenig Rücksicht auf das schon etwas höhere Alter einiger Leute an Bord und gibt erstmal so richtig Gas. Ich komm aus dem Grinsen gar nicht mehr raus und würde ihm am liebsten entgegen rufen, dass er noch schneller fahren soll 😉 Christian sieht mein fettes Grinsen von einem Ohr zum anderen und fängt dann auch an zu lächeln, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er die Geschwindigkeit und den Wind vorn am Bug genauso genießt wie ich. Sein Grinsen spricht aber eigentlich dafür 😉

In einem anderen Zodiac ist der Lektor Niki Nikolaus mit an Bord. Erwähnte ich schon, dass der wirklich so heißt?! Seine Eltern hatten echt Humor ihn so zu nennen. Sagt er auch selber 🙂

Jedenfalls weiß er ziemlich genau wo es schöne Stellen und etwas zu entdecken in dem See gibt und unser Zodiac-Fahrer ist zum Glück so schlau und tuckert immer an die Stellen von denen das andere Boot gerade kommt. So sehen wir zunächst einige Reiher, einige Exemplare der Amazonas-Riesenseerose, ganz viel Regenwald, viele überschwemmte Bäume von denen nur noch die Kronen aus dem Wasser ragen und hören beim langsamen und leisen durch den Fluss gleiten auch die typischen Regenwaldgeräusche. Der Hammer sage ich euch! Der absolute Oberhammer!

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Dann fahren wir quasi mitten in den Regenwald, in dem wir unter den Baumwipfeln einiger überschwemmter Bäume, die teilweise ins Wasser hängen, hindurch und befinden uns in mitten von den Baumwipfeln des Regenwaldes. Am Ende dieser kleinen Abzweigung scheint das Licht leicht durch die Äste und Zweige und ich nehme den Motor des Zodiacs gar nicht mehr wahr, sofern er überhaupt noch an war. Ich muss mich unter einer Liane hindurch ducken und sehe mich mitten in diesem kleinen Schlauchboot umgeben von Regenwald pur. Mein Mund steht quasi offen vor Staunen. Glücklicher Weise erinnert mich Christian daran doch bitte davon auch mal Fotos zu machen. Recht hat er, denn das erleben wir definitiv so schnell nicht wieder.

Wieder aus dieser kleinen Bucht heraus, sehen wir in den Bäumen in einiger Entfernung etliche Reiher sitzen. Wir haben cooler Weise einen anderen Lektor mit an Bord, der quasi grad selber Urlaub auf der MS Hamburg macht, der das auch direkt erkennt. Der Fahrer lenkt das Zodiac in einen weiteren Nebenarm des Amazonas, um uns näher an die Vögel zu bringen. Und als wir um die Ecke gefahren sind, sehen wir vor uns etliche Bäume die voll sind mit den weißen Reihern und ich habe sogar das Glück mit meiner super Kamera einige im Flug fotografieren zu können. Und natürlich freu ich mir wieder den Keks 😉

Auf dem dann folgenden Rückweg zum Schiff gibt der Zodiac-Fahrer noch mal ein wenig Gas und treibt mir wieder das Grinsen ins Gesicht. Christian und ich finden, dass man eigentlich mal eine Zodiac-Tour anbieten könnte auf der Kameras verboten sind und es einfach nur darum geht mit viel Spaß und hoher Geschwindigkeit mit dem Boot zu cruisen. Nur mal so als Anregung 😉

Kurz vor dem Schiff entdecken wir auch wieder einige rosa Flussdelfine. Leider habe ich sie wieder nicht fotografieren können, denn dafür sind sie immer viel zu schnell wieder weg.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Zurück an Bord an Bord war ich quasi erstmal komplett außer Rand und Band, denn das war definitiv der beste Ausflug den wir überhaupt mit den Zodiacs gemacht haben. Ich hab Christian alle paar Sekunden damit genervt, dass das jawohl der Hammer war und hab mich für den Rest des Tages gefreut wie doof 😉 Diesen Rest haben wir dann auch mit schlichten Urlaubsaktivitäten gefüllt wie z.B. am Pooldeck sitzen, lesen, entspannen, essen und es uns gut gehen lassen. Aber das Erlebnis dieser Zodiac-Tour wird uns definitiv noch lange sehr begeistern.

Zodiac Tour am Lago Uará

Der Sonntag fing mal wieder einigermaßen früh an, denn es stand wieder eine Zodiac-Tour an. Mit unserer roten Farbkarte für die Zodiac-Touren und Ausflüge, waren wir heute an zweiter Stelle an der Reihe unsere Tour durch den Amazonas zu machen. Also sind wir relativ früh aufgestanden und haben zugesehen, dass wir erst einmal etwas zu Essen in den Bauch bekommen.

Anschließend haben wir uns direkt fertig gemacht für unsere Zodiac-Tour und uns in die Lounge begeben, denn von dort wurden wir dann weiter in die einzelnen Zodiac Ausflugsgruppen aufgeteilt. Wir mussten nicht sonderlich lange warten und fanden uns recht schnell, wieder ausgestattet mit der leichteren Schwimmweste, an Bord des Zodiacs wieder. Dieses Mal hatten wir allerdings kein großes Glück mit den Plätzen. Die Plätze vorne im Zodiac waren natürlich direkt vergeben und so mussten wir recht weit hinten im Boot Platz nehmen. Richtig schlecht hatte es leider Christian getroffen, der auf der linken Seite des Steuermannes Platz nehmen musste. Er hat so leider weder viel von der Landschaft vor sich sehen können, weil logischer Weise immer der Steuermann im Weg steht und auch seine Bewegungsfreiheit war ziemlich eingeschränkt, weil besagter Steuermann zum Steuern eben auch Platz benötigt. Schön fanden wir die Plätze nicht, aber einer muss ja dort sitzen…

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

So fuhren wir also los, vorbei an einigen fischenden Bewohnern und kleineren Hütten bzw. Häusern in den Lago Uará. Auf dem See angekommen fuhr unser Steuermann immer langsamer und sah sich suchend um. Ich denke der gute Mann wusste einfach gar nicht genau wo die Tour eigentlich lang gehen soll. Kurz Zeit bestätigte sich der Eindruck, denn der Fahrer nahm sein Walkie-Talkie zur Hand und funkte andere Zodiac-Fahrer oder die Kollegen an Bord an. Nachdem das nicht so funktionierte lieh er sich noch das Walkie-Talkie der mit an Bord anwesenden Tanja.

Tanja ist für uns eigentlich die Seele und das Gesicht der MS Hamburg. Auch wenn sie es offiziell nicht ist, so ist sie immer da, wenn irgendwo Ausflüge oder Aktivitäten oder etwas zu tun ist. Und mit immer meinen wir wirklich IMMER. Egal was grad stattfindet, Tanja ist da. Und sie lächelt auch immer, hat ein offenes Ohr für die Gäste und lebt diesen Job offensichtlich mit Leib und Seele.

Zurück zum Thema. Während auch das Funken mit Tanjas Walkie-Talkie nicht so viel zu bringen scheint, begegnet uns ein anderes Zodiac. Die beiden Fahrer tauschen sich kurz aus und schon weiß er wohl wo es lang gehen soll. Wir fahren also weiter recht nah am Ufer über Lago Uará und halten Ausschau nach Tieren. Wovon wir definitiv einige an diesem Tag gesehen haben sind fliegende Fische. Irgendwann ist einer der Fische wohl auch an einem der Gäste im Zodiac abgeprallt 😉 In einem anderen Boot ist wohl sogar aus Versehen an diesem Tag ein Fisch im Boot gelandet. Sie haben ihn dann aber nach kurzer Fotosession wieder ins Wasser entlassen.

Auf dem Rest der Tour haben wir an diesem Tag viel Regenwald gesehen. Sehr viel. Ansonsten leider eher nichts. Einige Vögel in weiter Ferne die über uns hinweg geflogen sind, aber sonst leider nichts. Naja, man kann ja auch nicht immer Glück haben und frei lebende Tiere zeigen sich eben nicht auf Kommando 🙂

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

So sind wir dann nach ca. 40 Minuten Tour wieder zurück aufs Schiff und haben den Rest des Tages das gemacht was wir im Urlaub so machen: ausruhen, lesen, das Ufer des Amazonas beobachten, essen, bloggen und schlafen 😉

Amatura

Wie ihr ja wisst, sind wir beide ein klein wenig anfällig was Schnupfen etc. angeht bei ständiger Klimaanlagenluft. Obwohl man sagen muss, dass die Klimaanlage in unserer Kabine und auch ansonsten auf dem Schiff wirklich sehr gut ist, haben wir beide nun leider doch etwas Schnupfen und Halsschmerzen. Christian hat es heute irgendwie etwas mehr aus den Puschen gehauen, sodass ich mich, als wir erstmal etwas ausgeschlafen hatten und in Amatura angekommen waren, alleine auf den Weg mit dem Tender in das kleine Dorf aufmachte. Außerdem hat es etwas geregnet was den ganzen Ausflug nicht unbedingt attraktiver erscheinen ließ.

An Land angekommen habe ich also das erste Mal einen unserer Regenponchos ausprobiert. Toll wenn man von oben nicht mehr so nass wird. Nicht so toll, dass man bei den Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit darunter dann so schwitzt und damit quasi so nass wird, als wenn man keinen Poncho anhätte 😉

Da das Dorf recht klein ist und Christian und ich zusammen ja bereits ein, zwei kleinere brasilianische Dörfer gesehen hatten, wollte ich mich auch gar nicht so lange dort aufhalten. In einem so fremden Land alleine unterwegs ist dann doch ein wenig komisch. Auch wenn man ja nicht alleine ist, denn außer einem selber sind noch etwa 200 andere Schiffsgäste an Land 😉 Aber ich denke ihr wisst schon was ich meine. So habe ich mich nur auf den großen Straßen des Ortes aufgehalten und hatte immer andere Schiffsgäste irgendwo im Blick.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Und so hat der Ausflug durch das Örtchen auch wirklich nicht lange gedauert. Das einzig sehenswerte war zum einen ein ca. 7 jähriges Mädchen das in einem großen Saal (evtl. ein Gemeinderaum) mit einladend offener Türe beeindruckend gut Schlagzeug spielte. Das zweite war eine große blaue Kirche mitten im Dorf und das dritte und letzte war der kleine Samstagsmarkt auf dem Früchte, Gemüse und extrem frischer, weil noch lebendiger Fisch verkauft wurde.

Passend für den vorletzten Tender um 12 Uhr war ich dann auch wieder beim Anleger, um auf das Schiff zurück zu fahren. Allerdings hatte ich schon beim an Land gehen gesehen, dass dort ein Krankenwagen stand in dem das Ehepaar saß mit dem wir immer beim Abendessen am Tisch sitzen. Laut den Gerüchten und Gesprächen der Leute, die man hier einfach gar nicht überhören kann, selbst wenn man das möchte, war die Frau gestürzt und hatte sich das Bein oder den Knöchel gebrochen. Der am Anleger anwesende Reiseleiter ergänzte dann die Gespräche und sagte, dass das Ehepaar mit der Schiffsärztin und einem portugiesisch sprechenden Offizier in dem Krankenwagen zum Röntgen ins Hospital gefahren waren. Die beiden wurden nun jede Minute zurück erwartet und mit dem nächsten Tender sollte natürlich zunächst die verletzte Passagierin aufs Schiff zurück gebracht werden. Dass alle an Anleger anwesenden Passagiere dann mit großen Augen zuschauten wie sie die Frau aus dem Krankenwagen holten und transportfähig machten und in den Tender trugen, als sie kurze Zeit später eintrafen, muss ich wohl nicht erwähnen.

Dieser Tender fuhr dann also ohne weitere Gäste wieder zurück zum Schiff und wir warteten geduldig auf den nächsten und damit dann letzten Tender. Als der endlich da war und alle eingestiegen waren, wurde dann noch „netter Weise“ eine Fahrt ein Stück in einen Nebenarm des Amazonas unternommen. Das war wirklich nett gemeint, aber in dem Tender waren ca. 40-50 Leute, die sich dann natürlich alle an die beiden offenen Türen und Fenster drängten, um die evtl. zu entdeckenden Tiere zu fotografieren. Die übrigen 30 Gäste in dem Tender, die keinen Platz an offener Türe oder Fenster ergatterten, mussten sich dann mit der Aussicht aus den, durch das Salzwasser blind gewordenen Scheiben des Tenders begnügen. Und schon war der Unmut etlicher deutscher Passagiere wieder geweckt. Auf das Gemeckere gehe ich mal besser nicht ein 😉

Zurück an Bord und der üblichen Dusche ging es dann auch schon zum Mittagessen. Das Frühstück war wegen des Ausschlafens schließlich ausgefallen. Den Rest des Tages haben wir mit Erkältung auskurieren, ausruhen, lesen und bloggen verbracht. Also mal quasi normale Urlaubszeit 😉

Beim Abendessen haben wir dann von dem Ehemann der verletzten Frau erfahren, dass sie doch leider etwas komplizierter verletzt ist, als „nur“ gebrochenes Bein eingipsen und zusehen das man nach Hause kommt. Die beiden Knochen im Unterschenkel sind so unglücklich gebrochen, dass sie in Deutschland operiert werden und bis dahin am besten liegend transportiert werden muss. Was das an logistischem Aufwand bedeutet, möchten wir uns lieber nicht vorstellen. Auf jeden Fall wünschen wir ihr natürlich, dass sie problemlos nach Hause kommt und die Verletzungen so heilen, dass alles irgendwann wie vorher ist!

Ergänzung zum Ausflug Jutai

Bei unserem Ausflug nach Jutai, sind wir übrigens extrem ins Schwitzen gekommen. Ich glaube die Dorfbewohner fanden es auch seltsam schräg warum die meisten von uns Besuchern lange Hosen und geschlossene Schuhe anhatten. Bereits nachdem wir 10 Minuten durch das Dorf gelaufen waren, waren wir und unsere Klamotten so durchgeschwitzt wie nach 3 Stunden intensivem Sport. Man glaubt gar nicht wie sehr einem die Luftfeuchtigkeit von ca. 85-90% zusetzt.

Insgesamt sind wir vielleicht etwa zwei Stunden durch das Dörfchen mit angeblich doch 16000 Einwohnern gelaufen. Dabei haben wir allerlei interessante und spannende Gegebenheiten gesehen: Kleine Wellensittiche in ihrem natürlichen Lebensraum ohne im Käfig eingesperrt zu sein. Kleine Wollaffen als Haustiere. Einen älteren Mann der eine fast artistische Turneinlage auf seinem Pferd gezeigt hat. Etliche auf Stelzen gebaute Häuser. Eine Ordensschwester als Beifahrer auf einem Motorrad. Und deutsche Touris die hinter den Kindern der Dorfbewohner fast hergerannt sind, um ihnen gönnerhaft Süßigkeiten zu geben die sie selber grad eben in einem der Dorfläden gekauft haben.

Nachdem wir dann der Meinung waren so gut wie alles gesehen zu haben und wir auch dank der Hitze schon ziemlich kaputt waren, sind wir wieder Richtung Anleger gegangen. Dort waren schon etliche andere Leute vom Schiff, die darauf warteten, dass das erste Tenderboot wieder zum Anleger kommt. Es war nämlich so, dass uns schon vorher gesagt wurde, dass die MS Hamburg, nachdem alle Gäste die das Dorf besuchen möchten vom Schiff herunter gegangen sind, das Schiff dann den Ankerplatz verlassen wird, um an einer bestimmten Stelle des Amazonas Wasser aufzunehmen. Das Schiff hat zwar enorme Tanks, um Wasser zu speichern und auch eine Anlage die Salz- zu Süßwasser verarbeiten kann, aber da der Amazonas eben bereits Süßwasser hat, konnten wir wohl nicht einfach so bei der Fahrt neues Wasser aufnehmen. Die MS Hamburg ist dann wohl in einen Seitenarm des Amazonas gefahren in dem es besonders sauberes Wasser gibt und hat dort seine Tanks wieder aufgefüllt. Das Wasser wird dann an Bord noch aufbereitet und steht dann zum Duschen etc. und auch für die Wäscherei zur Verfügung, die wohl das meiste Wasser an Bord verbraucht. Trinken sollte man das Wasser aus dem Kran trotzdem nicht.

Nun saßen wir also da am Anleger und warteten darauf, dass ein erstes Tenderboot kommen würde. Der genannte Zeitpunkt zu dem die MS Hamburg und auch der erste Tender da sein sollten, war natürlich bereits verstrichen. So sammelten sich dann nach und nach immer mehr Leute auf dem kleinen schwimmenden Anleger. Bevor dann der erste Tender kam, legte erst einmal ein doch etwas größeres brasilianisches Reiseboot an, das dick mit etlichen Passagieren und enormen Vorräten beladen war. Durch die Menge an Leuten die auch noch aus dem Boot ausstiegen, sank der schwimmende Anleger noch mal etwas, sodass die Holzlatten, aus denen der Anleger bestand, langsam ins Wasser getaucht wurden. Das wiederum schreckte etliche fette Käfer und Kakerlaken auf, die bis gerade eben offensichtlich ein angenehmes Dasein an der Unterseite des Anlegers geführt hatten. Man hörte daraufhin logischer Weise Gequiekte und lautes „iiiiiiiiiiiiiiiihhhhh“ von einigen der Damen, während die kleinen Tierchen versuchten wieder irgendwo ein dunkles trockenes zu Hause zu finden. Angeblich auch bei einigen Leuten in den Hosenbeinen 😉

Dann kam auch endlich irgendwann das erste Tenderboot, in das sich natürlich etliche Leute reinquetschten bis es mit bestimmt 90-100 Leuten voll war. Nachdem der erste Tender weg war, legte an der genau der Stelle ein weiteres mittegroßes brasilianisches Reiseschiff an, sodass es für die weiteren Tender an dem Anleger keinen Platz mehr gab. Plötzlich hörte ich wieder lautes Gequiekte und dann die laute und rigorose Stimme der Ausflugsleitung des Schiffes namens Olga. Der weitere Tender hatte nämlich einfach an dem größeren brasilianischen Reisschiff festgemacht und die Passagiere sollten dann über das besagte Schiff in den Tender einsteigen. Das führte dazu, dass sich alle „ach so geordneten“ deutschen Passagiere wie wild an das Schiff drängelten. Das war dann wieder etwas zu viel Gewicht für den schwimmenden Anleger an der Stelle und er versank wieder etwas im Wasser. Olga rief dann zu etwas mehr Disziplin auf und bat die Leute sich doch in eine Reihe zu stellen. Das haben sie dann auch mehr oder weniger gemacht. Wir sind dann auch über eine Planke in das Reiseschiff hochgegangen, vorbei an großen Bergen von Lebensmitteln und Bier hinüber zu unserem Tender. Ich sag ja: eine Seefahrt die ist lustig 😉

Zurück auf dem Schiff haben wir uns sofort und ohne Umschweife unter die Dusche gestellt. Ihr glaubt gar nicht wie schön eine einfache Dusche sein kann 😉

Den Rest des Tages haben wir dann sehr ruhig mit lesen, Blog schreiben, an Deck rumliegen und einem gemütlichen Abendessen verbracht.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Jutai

Am dritten Tag hier an Bord hieß es wieder einigermaßen früh aufstehen, weil es per Tender an Land gehen sollte, um das kleine Städtchen Jutai zu besuchen. Nach dem Aufstehen also schnell frühstücken gehen. Das Frühstück haben wir mal nicht im Restaurant mit allem möglichen Service, sondern im sog. Palmengarten, dem Buffetrestaurant, eingenommen. Da hat mir allerdings leider nicht so gut gefallen, denn es herrschte ein fieses Gedränge und alles ging irgendwie hektisch von statten. Und Hektik ist etwas, das ich morgens gar nicht gut verknusen kann. Aber schließlich wollten wir uns auch nicht lange aufhalten, sondern etwas essen, um für unseren Ausflug fit zu sein.

Danach haben wir uns wieder in unsere Kluft geworfen und uns mit lecker Sonnen- und Moskitoschutz eingeschmiert. Ebenfalls wieder gut ausgerüstet mit Kamera, Cap auf dem Kopf und etwas brasilianischem Bargeld in der Tasche warteten wir dann auf den Aufruf unserer roten Kärtchen, um mit dem Tender rüber zum Anleger des Städtchens zu fahren.

Beim Einsteigen in den Tender gab es dieses Mal keinerlei komische Diskussionen oder Anfeindungen. Alles ging reibungslos von statten und kurze Zeit später sind wir in den kleinen Hafen von Jutai eingelaufen. Alleine das war schon ein Erlebnis; sowohl für uns als auch wohl für die Einwohner von Jutai. Im Hafen lagen einige der schmalen Longboote und auch einige andere Schiffe die mehr oder weniger seetauglich aussahen.

Ich hatte nach den Aussagen der Plantours Mitarbeiter auch eher erwartet, dass wir direkt von Kindern des Dorfes umringt werden die gerne Süßigkeiten oder andere Geschenke haben möchten. Das war aber gar nicht der Fall. Wir wurden eher beobachtet, weil wir für die Leute hier genauso fremd scheinen wie sie für uns. Teils mit interessiertem und teils skeptischem Blick wurde unsere Wanderung den kleinen Hügel vom Hafen in den Dorf hinauf beobachtet.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Ich habe bei unserem Gang durch das Dorf innerhalb unseres Ausfluges auch etliche Fotos gemacht. Allerdings anders als die meisten Leute hier an Bord. Und wurde vorher immer wieder gesagt, dass man bei solchen Ausflügen bitte nicht einfach so die Leute fotografieren soll, sondern sie mit Gesten und Blicken „fragen“ soll, ob man sie fotografieren darf. Das ist ja auch vollkommen richtig wie ich finde. Wir wollen ja zu Hause im Garten auch nicht einfach eine Horde Touris stehen haben die uns ungefragt wild fotografieren.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Hier war es allerdings so, dass die Leute wild zu den Kindern und auch Erwachsenen in den Vorgarten gingen und erst ein Foto machten und dann gönnerhaft Süßigkeiten, andere Geschenke oder sogar Geld gaben. Es ist auch nicht so, dass die Dorfbewohner in Baströckchen um einen Totempfahl herumtanzen. Sie leben zwar anders als wir uns das vorstellen können, aber trotzdem scheint fast jeder ein Smartphone zu besitzen und ein -der Hitze und der Abgeschiedenheit angepasstes- normales Leben zu führen.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Eine kleine Gruppe der Dorfbewohner hat sich dann auch mal direkt kurz über die weißen Besucher lustig gemacht die jeden Strauch und jedes Lebewesen wild fotografierten. Sie hatten mein vollstes Verständnis. Daher schwankte ich auch während unseres Besuches in Jutai immer wieder zwischen selber wild fotografieren wollen, weil eben doch alles sooo anders ist und dem Wunsch sich für viele der wilden Fotografen entschuldigen zu wollen. Ich habe mich dann mit mir selber darauf geeinigt, dass ich nicht einzelne Leute, sondern eher komplette Szenerien fotografieren will und den Einwohnern mit einem freundlichen und offenen Lächeln und einem ebenso freundlichen „Buenos Dias“ begegne. Christian meinte zwischendurch ich würde mit meiner super freundlichen Art etwas für das deutsche Ansehen in dem Dörfchen tuen. Ich hoffe es 😉

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas