Tuk-Tuk Invasion

Heute sind wir in Iquitos gewesen und befanden uns damit insg. 2122 km von Manaus entfernt.

Die meisten Gäste an Bord hatten einen Ausflug gebucht, der eine Stadtrundfahrt und Besichtigung von Iquitos beinhaltete und einen Besuch einer Rettungsstation für Seekühe. Im Nachhinein sind wir sehr froh, dass wir keinen der Ausflüge gebucht hatten, denn wir haben nicht viel Positives über die Ausflüge gehört.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Zunächst wurden alle Gäste die einen Ausflug gebucht hatten mit den Tendern an Land gebracht. Ist ja auch richtig so, denn die haben ja einen vorgegebenen Zeitplan. Danach konnten dann auch alle anderen Gäste an Land gebracht werden. Wir wussten schon aus dem Tagesprogramm, in dem meist die wichtigsten Infos stehen, dass es von dort wo wir anlegen würden bis in die City satte 4 km sind. Ihr könnt euch vorstellen wir begeistert wir darüber waren ohne einen zur Verfügung gestellten Shuttelservice, ohne peruanisches Bargeld und ohne Stadtplan wahrscheinlich zu Fuß bei der Hitze die 4 km gehen zu müssen.

Wir wurden dann also irgendwo in einem Industriehafen (so sah es jedenfalls aus) an Land gebracht und die letzten Gäste die eine Tour gebucht hatten, wurden in die Busse verteilt. Wir standen dann da am Hafen und hatten zum Glück vorher an der Information des Schiffes noch ein DINA4 Blatt mit einem „Stadtplanausschnitt“ ergattert. Mit Hilfe der Reisleiterin Olga, die eine peruanische Reisleiterin fragte, die dann wiederum einen peruanischen Hafenmitarbeiter fragte, konnten wir in Erfahrung bringen, dass wir uns aktuell außerhalb des Gebietes befinden, den der Stadtplanausschnitt zeigte. Wir haben uns dann unserem Schicksal ergeben und haben uns zu Fuß aus den Weg erst einmal aus dem Hafengelände raus gemacht. Dort am Ausgang standen einige Tuktuks (damit meinen wir hier wieder Motorrad-Rikschas) bereit, deren Fahrer Touren etc. anboten. Christian meinte dann: „Ich zeig denen jetzt einfach ein paar brasilianische Real. Vielleicht nimmt er die ja und bringt uns in die City!?“ Gesagt, getan und so haben wir einem Tuktuk Fahrer ein paar Real gezeigt und mit Händen und Füßen nach „Iquitos City“ gefragt bzw. ihm auf dem Stadtplan einen zentralen Ort gezeigt. Zu unserem Glück nickte er und schon saßen wir im Tuktuk auf dem Weg in die City.

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Ihr glaubt gar nicht wie breit mein Grinsen gewesen ist bei der spannenden Fahrt in dem Tuktuk. Vorbei an gefühlt hunderten anderer Tuktuks über die holprigen Straßen in diesem kleinen, recht alten und bestimmt nicht TÜV abgenommenem Gefährt 😉 Meine Güte hatte ich einen Spaß und habe wie wild Fotos von den vorbeiziehenden Szenerien geschossen.

Knappe 10 Minuten Fahrtzeit später waren wir dann angekommen und offensichtlich genau da wo wir auch wirklich hinwollten: auf einem großen quadratischen zentralen Platz mit einem Denkmal in der Mitte und dem lauten Geräusch der vielen brausenden und hupenden Tuktuks und Roller bzw. Motorräder um uns herum.

Um den Tuktuk-Fahrer auf dem Rückweg auch bezahlen zu können und uns zwischendurch auch etwas zu trinken kaufen zu können, wollten wir uns als erstes peruanische Sol besorgen. Eine Bank inkl. Automat war schnell gefunden, nur das mit dem Geld abheben klappte weder an dieser noch an der nächsten Bank. Wir hatten zum Glück auch Euro dabei, die wir dann in einer Wechselstube tauschen konnten.

Ohne es genau zu wissen, klapperten wir danach bei unserer ganz eigenen individuellen Tour alle Sehenswürdigkeiten ab: das Denkmal für die Kriegsopfer hatten wir bereits gesehen, die Kirche am Plaza de Armas, die Aussicht am schwimmenden Markt, das Militärgebäude das man eigentlich nicht fotografieren darf und das Eisenhaus Casa de Hierro von Gustave Eiffel. Das Einzige was wir nicht gesehen haben war der Stadtteil Belén der nur aus Pfahlhäusern und schwimmenden Floßhütten besteht und damit das Armenviertel von Iquitos darstellt. Wir haben kurz überlegt, ob wir eine der angebotenen Touren dorthin von lokalen Anbietern mitmachen wollen, haben uns dann dagegen entschieden. Wir hatten auch nicht genügend peruanisches Bargeld und keine Lust noch mal loszugehen, um Euros zu wechseln.

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So haben wir uns in ein ganz passabel aussehendes Restaurant gesetzt in dem die Getränke in verschlossenen Flaschen serviert wurden. Das war uns wichtig, um uns nicht irgendwas einzufangen. Und siehe da, zu unserer großen Freude hatten sie sogar noch eine letzte 0,5l Flasche Cola zero!! 😉

Nach unserer Rast in dem Restaurant, schließlich waren wir auch schon wieder einige Zeit unterwegs gewesen, haben wir unsere Tour durch die Gassen fortgeführt. Beim Überqueren jeder Straße musste man wirklich aufpassen nicht von einem Tuktuk plattgemacht zu werden 😉

Zum Ende unserer Tour hatten wir dann nur noch ein Ziel: endlich wieder ein paar Dosen Cola zero für Christian ergattern. Auf dem Schiff gibt es „nur“ normale Cola oder Cola light und so dürstete es Christian nach den ganzen Tagen doch sehr endlich mal wieder eine Dose Cola zero zu trinken. Wir sind also durch die kleinen Straßen und haben in jedem kleinen Kiosk nach den schwarzen Dosen Ausschau gehalten. Als wir unsere Suche schon aufgeben wollten, hat Christian doch tatsächlich einen peruanischen Supermarkt entdeckt. So einen echten Supermarkt. Sowas hatten wir ja seit unserer Abreise in Deutschland nicht mehr gesehen. Wir also rein und haben doch tatsächlich einige Dosen Cola zero ergattern können 🙂 🙂

Danach reichte es uns auch mit Stadtbesichtigung und so haben wir direkt vor dem Supermarkt einen der vielen Tuktuk Fahrer angesprochen bzw. ihm das Foto gezeigt, das ich vom Namen und der Bezeichnung des Piers gemacht hatte. Ein freundliches Nicken und schon ging die wilde Fahrt durch die Tuktuk Invasion von Iquitos wieder los. Und ich? Ich habe wieder mit einem breiten Grinsen im Tuktuk gesessen und jede Minute der Fahrt genossen.

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Zurück auf dem Schiff haben wir uns, wie immer, erst eine kalte Dusche gegönnt und sind dann zum Kaffee und Kuchenbüffet gegangen. Natürlich gibt es hier nachmittags immer schön pünktlich Kaffee und Kuchen 😉

Anschließend, also bis zum Abendessen, haben wir uns noch ein wenig entspannt und einfach den Urlaub genossen.

Pevas

Der Tag heute begann wieder mal sehr ruhig. Wir sind ja schließlich im Urlaub 🙂

Wir haben das Frühstück sausen lassen und sind einfach um kurz vor 10 Uhr in die Weinstube gegangen, weil es dort zum einen den einzigen funktionierenden Kaffeevollautomaten an Bord und Internetempfang gibt. So konnte ich meinen morgendlichen Latte Macchiato genießen und Christian mit ziemlicher Anstrengung seine Emails checken.

Um ca. 12:30 Uhr haben wir den Anker vor dem Örtchen Pevas geworfen, das in Peru liegt und knapp 13000 Einwohner hat. Die wohl echte Sehenswürdigkeit des Dorfes ist das große Haus des Künstlers bzw. Malers Grippa, das er oben auf einem Berg hat bauen lassen und einen großartigen Blick über das Dorf, den Amazonas und den Regenwald bietet.

Um 13:30 Uhr ging es los mit den ersten Tenderbooten rüber zum Anleger des Dorfes. Als wir dort ankamen, war es so wie wir es in Jutai eigentlich erwartet hatten: wir wurden von ca. 20-30 Kindern schon erwartet. Christian und ich haben dann netter Weise erst einmal die anderen Gäste aus dem Tender aussteigen lassen, damit die erst einmal mit den Kindern beschäftigt waren.

Am Ende des Anlegers warteten schon einige Tuktuks, also so eine Art Motorrad-Rikscha auf Kundschaft. Da wir leider kein peruanisches Bargeld hatten, konnten wir auch weder etwas in dem Ort kaufen, noch hätten wir einen der Fahrer bezahlen können. So haben wir den Weg den Berg hinauf in das Dorf im Schweiße unseres Angesichts zu Fuß angetreten. Ein guter Ersatz fürs Fitnessstudio 😉

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Oben angekommen erwartete uns ein großer Dorfplatz mit einer großen Kirche, denn der Ort wurde im 18 Jahrhundert von -wie so oft in dieser Gegend- Missionaren gegründet.

Von der Kirche aus ging es weiter in Richtung des Hauses des Malers Grippa. Wir wurden immer wieder von einigen Kindern mit freundlich kircherndem „Hello“ begrüßt und wieder mal gab es etliche Schiffsgäste die Kugelschreiber, Luftballons oder Süßigkeiten an die Kinder verteilten.

Wir bogen dann irgendwann ab in einen kleinen überdachten und mit Holzplanken ausgelegten Pfad, der uns direkt zum Haus des Malers führte.

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Es ist wohl von ihm selber durchaus so gedacht bzw. nicht unerwünscht, dass die Besucher des Dorfes nicht nur zu seinem Haus, sondern auch mitten in sein Haus gehen. Und damit meinen wir nicht ein kleines Atelier in dem man einige seiner Bilder sehen und auch kaufen könnte. Nein, der gute Mann lässt die Besucher durch seine Ausstellungsräume, sein absolut kreativ chaotisches Atelier und auch sein komplettes Wohnhaus laufen. Der komplette Wohnkomplex (offensichtlich bis auf das Fundament und die unterste Außenmauer aus Beton) ist aus Holz gebaut, extrem verwinkelt und immer wieder gelangt man über eine weitere kleine Holztreppe zu einer weiteren Ebene in diesem Haus. Allerdings bestehen bei dem restlichen Haus nicht nur die Wände und die Treppen aus Holz, sondern auch der Boden. Und außerdem ist das Haus schon ein wenig in die Jahre gekommen und wurde natürlich nicht nach deutschem Standard mit einem Statiker gebaut, sodass man beim Gang durch das Haus immer wieder durch die Spalten der Holzdielen etwas in die darunter liegende Etage schauen kann. Und als wäre das alles nicht spannend genug ist man ja auch nicht alleine in dem Haus, sondern teilt sich die teilweise recht engen Wege mit etlichen anderen durchaus wohlgenährten Rentnern. Der ein oder andere knarrende Holzbalken war da schon zu hören 😉

Christian war auch nicht ganz unglücklich als ich ihm vorschlug, dass ich alleine das Haus von innen besichtige und er einfach unten im Schatten wartet. So habe ich mich, nachdem ich mir das wirklich interessante und chaotische Haus angeschaut hatte, auch noch an den mutigsten Teil gewagt und bin hinauf zu der kleinen Aussichtsplattform über noch mehr Holztreppen gekraxelt. Ich muss aber zugeben, dass ich eine Ebene vor dem höchsten Punkt „aufgegeben“ habe, denn dort schwankte mir das ganze Konstrukt schon genug und die Erzählungen über verrottete Holzplanken ganz oben steigerte mein Vertrauen nicht wirklich.

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Insgesamt, so sagte es Christian hinterher absolut treffend, roch es bei und in dem Haus überall so wie es im Detmolder Freilichtmuseum riecht. Und ehrlich gesagt könnte das von der Holzqualität der Bauten auch durchaus vergleichbar sein 😉

So haben wir dann unseren Weg durch das Dorf fortgesetzt. Vorbei an vielen kleinen Wohnhäuser aus Holzbrettern und metallenem Welldach in denen teilweise auch Leute das verkauften was sie selber geerntet oder hergestellt hatten oder aber auch industriell verpackte Lebensmittel; also ein Mix aus allem was man als Bewohner evtl. so benötigen könnte. Wir haben auch die Schule des Dorfes, den Fußballplatz und die örtliche Polizeistation gesehen. Da die Häuser hier keine verglasten Fenster haben und die Bewohner selber neugierig oft vor ihrem Haus standen, konnten wir auch ab und zu einen Blick in die extrem einfachen Häuser werfen. Allgemein, so schien es uns zumindest, ist Pevas ein viel einfacheres Dorf als es Jutai war. Als wir quasi schon halb auf dem Rückweg zum Schiff noch durch eine enge Gasse direkt am Hafen gegangen sind, erschienen uns die Häuser bzw. Hütten schon durchaus wie Slums. Es roch teilweise schon nach einer Mischung aus Abwasser, Abfällen und schlecht gewordenen Lebensmitteln. Aber vielleicht ist es unsere ach so gepflegte europäische Nase, für die diese Gerüche einfach nur fremd sind. Man kann natürlich erkennen, dass das Leben hier viel einfacher bzw. viel mehr in und mit der Natur ist als unseres.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Mit diesem Gefühl und den Gedanken sind wir dann wieder am Anleger in ein bereit stehendes Tenderboot gestiegen und haben uns aufgemacht in unseren verwöhnten und klimatisierten Schiffskokon. Inzwischen hatten einige der Bewohner mit ihren langen schmalen Booten an der MS Hamburg „festgemacht“ und versuchten -auch durchaus erfolgreich- Waren an die Besatzung aber vor allem an die ein- und aussteigenden Gäste im Tender zu verkaufen. Von Schlangenhaut über Halsketten und Basttaschen bis hin zu Bildern (evtl. auch des Malers Grippa?) hatten sie alles Mögliche an Bord ihrer Boote und verkauften was zu verkaufen ging.

Zurück an Bord haben wir das gemacht worauf man sich seit Austeigen in der Hitze freut: duschen 🙂
Anschließend haben wir uns auf das Pooldeck gesetzt, gelesen etwas getrunken und die Erlebnisse noch mal Revue passieren lassen.

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Abends haben wir heute mal nicht im Restaurant gegessen, sondern im Buffetrestaurant Palmengarten. Das normale Restaurant hatte heute leider nichts auf der Karte was uns beiden geschmeckt hätte. Die Speisekarte des Tages vom Büffetrestaurant versprach da eine minimal bessere Auswahl. Dort hat es und beim heutigen Abendessen aber leider auch nicht gefallen. Irgendwie war kaum etwas dabei was unserem Geschmack entsprach und das was da war, fanden wir leider nicht sonderlich gut gemacht.