Ergänzung zum Ausflug Jutai

Bei unserem Ausflug nach Jutai, sind wir übrigens extrem ins Schwitzen gekommen. Ich glaube die Dorfbewohner fanden es auch seltsam schräg warum die meisten von uns Besuchern lange Hosen und geschlossene Schuhe anhatten. Bereits nachdem wir 10 Minuten durch das Dorf gelaufen waren, waren wir und unsere Klamotten so durchgeschwitzt wie nach 3 Stunden intensivem Sport. Man glaubt gar nicht wie sehr einem die Luftfeuchtigkeit von ca. 85-90% zusetzt.

Insgesamt sind wir vielleicht etwa zwei Stunden durch das Dörfchen mit angeblich doch 16000 Einwohnern gelaufen. Dabei haben wir allerlei interessante und spannende Gegebenheiten gesehen: Kleine Wellensittiche in ihrem natürlichen Lebensraum ohne im Käfig eingesperrt zu sein. Kleine Wollaffen als Haustiere. Einen älteren Mann der eine fast artistische Turneinlage auf seinem Pferd gezeigt hat. Etliche auf Stelzen gebaute Häuser. Eine Ordensschwester als Beifahrer auf einem Motorrad. Und deutsche Touris die hinter den Kindern der Dorfbewohner fast hergerannt sind, um ihnen gönnerhaft Süßigkeiten zu geben die sie selber grad eben in einem der Dorfläden gekauft haben.

Nachdem wir dann der Meinung waren so gut wie alles gesehen zu haben und wir auch dank der Hitze schon ziemlich kaputt waren, sind wir wieder Richtung Anleger gegangen. Dort waren schon etliche andere Leute vom Schiff, die darauf warteten, dass das erste Tenderboot wieder zum Anleger kommt. Es war nämlich so, dass uns schon vorher gesagt wurde, dass die MS Hamburg, nachdem alle Gäste die das Dorf besuchen möchten vom Schiff herunter gegangen sind, das Schiff dann den Ankerplatz verlassen wird, um an einer bestimmten Stelle des Amazonas Wasser aufzunehmen. Das Schiff hat zwar enorme Tanks, um Wasser zu speichern und auch eine Anlage die Salz- zu Süßwasser verarbeiten kann, aber da der Amazonas eben bereits Süßwasser hat, konnten wir wohl nicht einfach so bei der Fahrt neues Wasser aufnehmen. Die MS Hamburg ist dann wohl in einen Seitenarm des Amazonas gefahren in dem es besonders sauberes Wasser gibt und hat dort seine Tanks wieder aufgefüllt. Das Wasser wird dann an Bord noch aufbereitet und steht dann zum Duschen etc. und auch für die Wäscherei zur Verfügung, die wohl das meiste Wasser an Bord verbraucht. Trinken sollte man das Wasser aus dem Kran trotzdem nicht.

Nun saßen wir also da am Anleger und warteten darauf, dass ein erstes Tenderboot kommen würde. Der genannte Zeitpunkt zu dem die MS Hamburg und auch der erste Tender da sein sollten, war natürlich bereits verstrichen. So sammelten sich dann nach und nach immer mehr Leute auf dem kleinen schwimmenden Anleger. Bevor dann der erste Tender kam, legte erst einmal ein doch etwas größeres brasilianisches Reiseboot an, das dick mit etlichen Passagieren und enormen Vorräten beladen war. Durch die Menge an Leuten die auch noch aus dem Boot ausstiegen, sank der schwimmende Anleger noch mal etwas, sodass die Holzlatten, aus denen der Anleger bestand, langsam ins Wasser getaucht wurden. Das wiederum schreckte etliche fette Käfer und Kakerlaken auf, die bis gerade eben offensichtlich ein angenehmes Dasein an der Unterseite des Anlegers geführt hatten. Man hörte daraufhin logischer Weise Gequiekte und lautes „iiiiiiiiiiiiiiiihhhhh“ von einigen der Damen, während die kleinen Tierchen versuchten wieder irgendwo ein dunkles trockenes zu Hause zu finden. Angeblich auch bei einigen Leuten in den Hosenbeinen 😉

Dann kam auch endlich irgendwann das erste Tenderboot, in das sich natürlich etliche Leute reinquetschten bis es mit bestimmt 90-100 Leuten voll war. Nachdem der erste Tender weg war, legte an der genau der Stelle ein weiteres mittegroßes brasilianisches Reiseschiff an, sodass es für die weiteren Tender an dem Anleger keinen Platz mehr gab. Plötzlich hörte ich wieder lautes Gequiekte und dann die laute und rigorose Stimme der Ausflugsleitung des Schiffes namens Olga. Der weitere Tender hatte nämlich einfach an dem größeren brasilianischen Reisschiff festgemacht und die Passagiere sollten dann über das besagte Schiff in den Tender einsteigen. Das führte dazu, dass sich alle „ach so geordneten“ deutschen Passagiere wie wild an das Schiff drängelten. Das war dann wieder etwas zu viel Gewicht für den schwimmenden Anleger an der Stelle und er versank wieder etwas im Wasser. Olga rief dann zu etwas mehr Disziplin auf und bat die Leute sich doch in eine Reihe zu stellen. Das haben sie dann auch mehr oder weniger gemacht. Wir sind dann auch über eine Planke in das Reiseschiff hochgegangen, vorbei an großen Bergen von Lebensmitteln und Bier hinüber zu unserem Tender. Ich sag ja: eine Seefahrt die ist lustig 😉

Zurück auf dem Schiff haben wir uns sofort und ohne Umschweife unter die Dusche gestellt. Ihr glaubt gar nicht wie schön eine einfache Dusche sein kann 😉

Den Rest des Tages haben wir dann sehr ruhig mit lesen, Blog schreiben, an Deck rumliegen und einem gemütlichen Abendessen verbracht.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Jutai

Am dritten Tag hier an Bord hieß es wieder einigermaßen früh aufstehen, weil es per Tender an Land gehen sollte, um das kleine Städtchen Jutai zu besuchen. Nach dem Aufstehen also schnell frühstücken gehen. Das Frühstück haben wir mal nicht im Restaurant mit allem möglichen Service, sondern im sog. Palmengarten, dem Buffetrestaurant, eingenommen. Da hat mir allerdings leider nicht so gut gefallen, denn es herrschte ein fieses Gedränge und alles ging irgendwie hektisch von statten. Und Hektik ist etwas, das ich morgens gar nicht gut verknusen kann. Aber schließlich wollten wir uns auch nicht lange aufhalten, sondern etwas essen, um für unseren Ausflug fit zu sein.

Danach haben wir uns wieder in unsere Kluft geworfen und uns mit lecker Sonnen- und Moskitoschutz eingeschmiert. Ebenfalls wieder gut ausgerüstet mit Kamera, Cap auf dem Kopf und etwas brasilianischem Bargeld in der Tasche warteten wir dann auf den Aufruf unserer roten Kärtchen, um mit dem Tender rüber zum Anleger des Städtchens zu fahren.

Beim Einsteigen in den Tender gab es dieses Mal keinerlei komische Diskussionen oder Anfeindungen. Alles ging reibungslos von statten und kurze Zeit später sind wir in den kleinen Hafen von Jutai eingelaufen. Alleine das war schon ein Erlebnis; sowohl für uns als auch wohl für die Einwohner von Jutai. Im Hafen lagen einige der schmalen Longboote und auch einige andere Schiffe die mehr oder weniger seetauglich aussahen.

Ich hatte nach den Aussagen der Plantours Mitarbeiter auch eher erwartet, dass wir direkt von Kindern des Dorfes umringt werden die gerne Süßigkeiten oder andere Geschenke haben möchten. Das war aber gar nicht der Fall. Wir wurden eher beobachtet, weil wir für die Leute hier genauso fremd scheinen wie sie für uns. Teils mit interessiertem und teils skeptischem Blick wurde unsere Wanderung den kleinen Hügel vom Hafen in den Dorf hinauf beobachtet.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Ich habe bei unserem Gang durch das Dorf innerhalb unseres Ausfluges auch etliche Fotos gemacht. Allerdings anders als die meisten Leute hier an Bord. Und wurde vorher immer wieder gesagt, dass man bei solchen Ausflügen bitte nicht einfach so die Leute fotografieren soll, sondern sie mit Gesten und Blicken „fragen“ soll, ob man sie fotografieren darf. Das ist ja auch vollkommen richtig wie ich finde. Wir wollen ja zu Hause im Garten auch nicht einfach eine Horde Touris stehen haben die uns ungefragt wild fotografieren.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Hier war es allerdings so, dass die Leute wild zu den Kindern und auch Erwachsenen in den Vorgarten gingen und erst ein Foto machten und dann gönnerhaft Süßigkeiten, andere Geschenke oder sogar Geld gaben. Es ist auch nicht so, dass die Dorfbewohner in Baströckchen um einen Totempfahl herumtanzen. Sie leben zwar anders als wir uns das vorstellen können, aber trotzdem scheint fast jeder ein Smartphone zu besitzen und ein -der Hitze und der Abgeschiedenheit angepasstes- normales Leben zu führen.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Eine kleine Gruppe der Dorfbewohner hat sich dann auch mal direkt kurz über die weißen Besucher lustig gemacht die jeden Strauch und jedes Lebewesen wild fotografierten. Sie hatten mein vollstes Verständnis. Daher schwankte ich auch während unseres Besuches in Jutai immer wieder zwischen selber wild fotografieren wollen, weil eben doch alles sooo anders ist und dem Wunsch sich für viele der wilden Fotografen entschuldigen zu wollen. Ich habe mich dann mit mir selber darauf geeinigt, dass ich nicht einzelne Leute, sondern eher komplette Szenerien fotografieren will und den Einwohnern mit einem freundlichen und offenen Lächeln und einem ebenso freundlichen „Buenos Dias“ begegne. Christian meinte zwischendurch ich würde mit meiner super freundlichen Art etwas für das deutsche Ansehen in dem Dörfchen tuen. Ich hoffe es 😉

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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