Pevas

Der Tag heute begann wieder mal sehr ruhig. Wir sind ja schließlich im Urlaub 🙂

Wir haben das Frühstück sausen lassen und sind einfach um kurz vor 10 Uhr in die Weinstube gegangen, weil es dort zum einen den einzigen funktionierenden Kaffeevollautomaten an Bord und Internetempfang gibt. So konnte ich meinen morgendlichen Latte Macchiato genießen und Christian mit ziemlicher Anstrengung seine Emails checken.

Um ca. 12:30 Uhr haben wir den Anker vor dem Örtchen Pevas geworfen, das in Peru liegt und knapp 13000 Einwohner hat. Die wohl echte Sehenswürdigkeit des Dorfes ist das große Haus des Künstlers bzw. Malers Grippa, das er oben auf einem Berg hat bauen lassen und einen großartigen Blick über das Dorf, den Amazonas und den Regenwald bietet.

Um 13:30 Uhr ging es los mit den ersten Tenderbooten rüber zum Anleger des Dorfes. Als wir dort ankamen, war es so wie wir es in Jutai eigentlich erwartet hatten: wir wurden von ca. 20-30 Kindern schon erwartet. Christian und ich haben dann netter Weise erst einmal die anderen Gäste aus dem Tender aussteigen lassen, damit die erst einmal mit den Kindern beschäftigt waren.

Am Ende des Anlegers warteten schon einige Tuktuks, also so eine Art Motorrad-Rikscha auf Kundschaft. Da wir leider kein peruanisches Bargeld hatten, konnten wir auch weder etwas in dem Ort kaufen, noch hätten wir einen der Fahrer bezahlen können. So haben wir den Weg den Berg hinauf in das Dorf im Schweiße unseres Angesichts zu Fuß angetreten. Ein guter Ersatz fürs Fitnessstudio 😉

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Oben angekommen erwartete uns ein großer Dorfplatz mit einer großen Kirche, denn der Ort wurde im 18 Jahrhundert von -wie so oft in dieser Gegend- Missionaren gegründet.

Von der Kirche aus ging es weiter in Richtung des Hauses des Malers Grippa. Wir wurden immer wieder von einigen Kindern mit freundlich kircherndem „Hello“ begrüßt und wieder mal gab es etliche Schiffsgäste die Kugelschreiber, Luftballons oder Süßigkeiten an die Kinder verteilten.

Wir bogen dann irgendwann ab in einen kleinen überdachten und mit Holzplanken ausgelegten Pfad, der uns direkt zum Haus des Malers führte.

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Es ist wohl von ihm selber durchaus so gedacht bzw. nicht unerwünscht, dass die Besucher des Dorfes nicht nur zu seinem Haus, sondern auch mitten in sein Haus gehen. Und damit meinen wir nicht ein kleines Atelier in dem man einige seiner Bilder sehen und auch kaufen könnte. Nein, der gute Mann lässt die Besucher durch seine Ausstellungsräume, sein absolut kreativ chaotisches Atelier und auch sein komplettes Wohnhaus laufen. Der komplette Wohnkomplex (offensichtlich bis auf das Fundament und die unterste Außenmauer aus Beton) ist aus Holz gebaut, extrem verwinkelt und immer wieder gelangt man über eine weitere kleine Holztreppe zu einer weiteren Ebene in diesem Haus. Allerdings bestehen bei dem restlichen Haus nicht nur die Wände und die Treppen aus Holz, sondern auch der Boden. Und außerdem ist das Haus schon ein wenig in die Jahre gekommen und wurde natürlich nicht nach deutschem Standard mit einem Statiker gebaut, sodass man beim Gang durch das Haus immer wieder durch die Spalten der Holzdielen etwas in die darunter liegende Etage schauen kann. Und als wäre das alles nicht spannend genug ist man ja auch nicht alleine in dem Haus, sondern teilt sich die teilweise recht engen Wege mit etlichen anderen durchaus wohlgenährten Rentnern. Der ein oder andere knarrende Holzbalken war da schon zu hören 😉

Christian war auch nicht ganz unglücklich als ich ihm vorschlug, dass ich alleine das Haus von innen besichtige und er einfach unten im Schatten wartet. So habe ich mich, nachdem ich mir das wirklich interessante und chaotische Haus angeschaut hatte, auch noch an den mutigsten Teil gewagt und bin hinauf zu der kleinen Aussichtsplattform über noch mehr Holztreppen gekraxelt. Ich muss aber zugeben, dass ich eine Ebene vor dem höchsten Punkt „aufgegeben“ habe, denn dort schwankte mir das ganze Konstrukt schon genug und die Erzählungen über verrottete Holzplanken ganz oben steigerte mein Vertrauen nicht wirklich.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Insgesamt, so sagte es Christian hinterher absolut treffend, roch es bei und in dem Haus überall so wie es im Detmolder Freilichtmuseum riecht. Und ehrlich gesagt könnte das von der Holzqualität der Bauten auch durchaus vergleichbar sein 😉

So haben wir dann unseren Weg durch das Dorf fortgesetzt. Vorbei an vielen kleinen Wohnhäuser aus Holzbrettern und metallenem Welldach in denen teilweise auch Leute das verkauften was sie selber geerntet oder hergestellt hatten oder aber auch industriell verpackte Lebensmittel; also ein Mix aus allem was man als Bewohner evtl. so benötigen könnte. Wir haben auch die Schule des Dorfes, den Fußballplatz und die örtliche Polizeistation gesehen. Da die Häuser hier keine verglasten Fenster haben und die Bewohner selber neugierig oft vor ihrem Haus standen, konnten wir auch ab und zu einen Blick in die extrem einfachen Häuser werfen. Allgemein, so schien es uns zumindest, ist Pevas ein viel einfacheres Dorf als es Jutai war. Als wir quasi schon halb auf dem Rückweg zum Schiff noch durch eine enge Gasse direkt am Hafen gegangen sind, erschienen uns die Häuser bzw. Hütten schon durchaus wie Slums. Es roch teilweise schon nach einer Mischung aus Abwasser, Abfällen und schlecht gewordenen Lebensmitteln. Aber vielleicht ist es unsere ach so gepflegte europäische Nase, für die diese Gerüche einfach nur fremd sind. Man kann natürlich erkennen, dass das Leben hier viel einfacher bzw. viel mehr in und mit der Natur ist als unseres.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

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Mit diesem Gefühl und den Gedanken sind wir dann wieder am Anleger in ein bereit stehendes Tenderboot gestiegen und haben uns aufgemacht in unseren verwöhnten und klimatisierten Schiffskokon. Inzwischen hatten einige der Bewohner mit ihren langen schmalen Booten an der MS Hamburg „festgemacht“ und versuchten -auch durchaus erfolgreich- Waren an die Besatzung aber vor allem an die ein- und aussteigenden Gäste im Tender zu verkaufen. Von Schlangenhaut über Halsketten und Basttaschen bis hin zu Bildern (evtl. auch des Malers Grippa?) hatten sie alles Mögliche an Bord ihrer Boote und verkauften was zu verkaufen ging.

Zurück an Bord haben wir das gemacht worauf man sich seit Austeigen in der Hitze freut: duschen 🙂
Anschließend haben wir uns auf das Pooldeck gesetzt, gelesen etwas getrunken und die Erlebnisse noch mal Revue passieren lassen.

Kreuzfahrt Reisebericht MS Hamburg Amazonas

Abends haben wir heute mal nicht im Restaurant gegessen, sondern im Buffetrestaurant Palmengarten. Das normale Restaurant hatte heute leider nichts auf der Karte was uns beiden geschmeckt hätte. Die Speisekarte des Tages vom Büffetrestaurant versprach da eine minimal bessere Auswahl. Dort hat es und beim heutigen Abendessen aber leider auch nicht gefallen. Irgendwie war kaum etwas dabei was unserem Geschmack entsprach und das was da war, fanden wir leider nicht sonderlich gut gemacht.