Der zweite Tag begann für uns mit extrem frühem Aufstehen um kurz nach 5 Uhr. Der Sonnenaufgang war um 05:50 Uhr, sodass es draußen noch stockfinster war. Wir also raus aus den Federn und rein in unser Dschungeloutfit. Unsere Klamotten die wir bei den Ausflügen tragen würden hatten wir am Abend vorher noch mit Nobite eingesprüht, einem Mittel extra um die Kleidung gegen Moskitos zu imprägnieren. Also rein in die Sachen und unsere Bundeswehr und dschungeltauglichen Stiefel angezogen. Außerdem haben wir uns noch mit Nobite für die Haut eingesprüht und Sonnenschutz aufgetragen. Regenwald: wir kommen! 😉
Komplett ausgerüstet und mit Kamera und Teleobjektiv bewaffnet sind wir dann in die Lounge gegangen in der die einzelnen Gruppen auf ihren Aufruf warten sollten. Aus dem geplanten Start um 6 Uhr wurde dann locker 6:30 Uhr was morgens um diese Zeit einige Leute nicht gerade besser bzw. gnädiger gestimmt hatte. Als es dann wohl losgehen sollte und die erste Gruppe am Ausgang der Lounge angestellt hatte, kamen drei ältere Herrschaften die sich einfach mal an allen anderen Wartenden vorbeidrängelten, um ganz nach vorne zu kommen. Das wiederum löste natürlich extremen Unmut bei den anderen Wartenden aus und so gab es schön morgens um 6:30 Uhr schon die erste heftige Diskussion die auch kurz fast nach einem Gerangel aussah. Erst schimpften die die sich vorgedrängelt hatten, dass sie als allererste seit 5 Uhr vor der Lounge gewartet hätten. Das alleine halte ich schon für -sorry für die Wortwahl- komplett bekloppt. Sie diskutierten bzw. schimpften dann erst mit der anwesenden Reiseleiterin, bis sich dann andere wartende Gäste einmischten und die Gäste untereinander sich fast an die Gurgel gingen. Und das alles nur, weil der eine 5 Sekunden eher in das Zodiac einsteigen wollte als der andere… da fehlen mir die Worte.
Nachdem das dann „geklärt“ war, gingen alle aufgerufenen Gäste mit den roten Kärtchen nach unten zum Ausstieg wo wir erst einmal eine recht schmale und komfortable Rettungsweste angelegt bekamen. Und dann ab zum Ausstieg und rein in das Zodiac 🙂
Herrlich! Einfach herrlich und der Wahnsinn! Ich hatte von Anfang an ein fettes fettes Grinsen im Gesicht und machte überglücklich meine ersten Bilder von dem wunderschönen Sonnenaufgang über dem Amazonas. Und gleichzeitig war ich auch froh, dass wir so früh dran waren mit der Zodiac Tour, denn noch war es zwar echt richtig warm, aber noch nicht erdrückend heiß und außerdem stehe ich ja total auf Sonnenauf- und untergänge 🙂
Wir fuhren dann quer über den Amazonas, genauer gesagt den Rio Solimoes bei Cuxiu Muni hinein in einen kleineren Seitenarm. Auf dem Weg in diesen Seitenarm hinein haben wir wieder Delfine gesehen und zwar sowohl normale Delfine die eigentlich im Salzwasser leben, aber auch mal hier im Süßwasser zu finden sind, als auch die rosa Flussdelfine die nur im Süßwasser des Amazonas leben. Die rosa Flussdelfine haben auch ein viel längeres Maul als die grauen Delfine und sind fast blind. In dem Wasser des Amazonas würde sie aber, selbst wenn sie sehen könnten, nix erkennen, so braun schlammig wie das meistens aussieht.
Im Seitenarm selber, sind wir dann sehr langsam und immer nah am Ufer vorbei gefahren und haben alle intensiv Ausschau nach Tieren gehalten. Von Vorteil für uns war, dass einer der Lektoren bei uns mit im Zodiac gefahren ist, der auch noch Spezialist für Delfine und Wale ist und auch sonst wohl ein guter Tierkenner ist. Außerdem war der Fahrer des Zodiac recht aufmerksam und ambitioniert Tiere zu entdecken. So haben wir die super großen Greifvögel namens Hapyie gesehen. Die sehen aus wie überdimensionalen Raben und sitzen meist ganz oben in den Baumwipfeln.
In einem kleinen Winkel des Seitenarmes haben wir komplett angehalten und der Fahrer hat auch kurz den Motor des Zodiac ausgemacht, sodass wir pur und in Ruhe den Geräuschen des Regenwaldes lauschen konnten. Es summte und brummte und raschelte und zierpte und es war dann auch mal ein Vogelruf zu hören. Eigentlich original so wie man das evtl. aus einer Tierdoku aus dem Regenwald kennt. Der Wahnsinn! Ich bin aus dem Grinsen gar nicht mehr rausgekommen.
Dann ging es aus dem Winkel wieder raus in den Seitenarm und auf der anderen Seite wieder ganz langsam und ganz ruhig Richtung Schiff. Dort haben wir dann auf einem Baum einen Bussard sitzen sehen, der dann auch noch sehr majestätisch von einem Ast zum anderen flog. Der hatte uns ganz genau im Blick. Ich ihn aber auch, sodass mir auch eine tolle Nahaufnahme dank Teleobjektiv gelungen ist.
Unser Zodiac Fahrer hat zwischendurch auch kurz etwas von einem Affen gesagt, aber außer ihm hat niemand einen gesehen, wenn er denn überhaupt wirklich einen gesehen hat.
Toll war auch, dass der Fahrer bei dem Bussard direkt noch mal einen kleinen Kreis gefahren ist, sodass jeder im Zodiac einen Blick in Ruhe auf den Vogel werfen konnte.
Danach ging es weiter zurück in Richtung Schiff. Zwischendurch haben wir noch so zwei oder drei Mal fast angehalten, weil wir wieder vorbei an den Delfinen gefahren sind, die sich uns doch sehr fleißig gezeigt haben.
Nach ca. 50 Minuten Fahrt in dem Zodiac waren wir wieder zurück an der MS Hamburg und waren erst einmal komplett fasziniert und geflasht von dem Erlebnis. Man kann das schwer in Worte fassen, aber dieses Gefühl grad eben in so einem kleinen Boot auf einem der mächtigsten Flüsse der Welt und dann noch mitten durch den Regenwald und diese aufregende Natur gefahren zu sein…!! Ich wiederhole mich, aber das war der absolute Oberhammer! Wahnsinn!
Zurück auf unserer Kabine habe ich zunächst gefühlte hundert Mal wiederholt wie absolut geil dieses Erlebnis und überhaupt diese Reise ist und hab mich meinem Dauergrinsen hingegeben.
Direkt danach kam aber dann das Gefühl dringend eine Dusche gebrauchen zu können 😉
Auf dem Rückweg zum Schiff wurde es doch langsam sehr warm auf dem Zodiac obwohl es grad mal 7:30 Uhr war. Zudem hat man ja bei so einem Ausflug eine leicht schmierige Patina aus Moskito- und Sonnenschutz im Gesicht, am Hals und auf dem Dekolleté und die die mich kennen wissen, dass ich das Eincreme mit Sonnenschutz schon als Kind mehr als gehasst habe! Also schnell unter die Dusche und dann frisch und mit tollen Erlebnissen aufgeladen zum Frühstück 🙂
Nach dem Frühstück und nachdem wir die Eindrücke ein klein wenig haben sacken lassen, haben wir uns noch mal ein kleines Ründchen Schlaf gegönnt. Ist ja schließlich Urlaub 🙂 Es gab auch sonst nichts weiter zu tun als auszuruhen und irgendwann zum Mittagessen zu gehen 😉
Nach dem Mittagessen haben wir ein wenig gelesen es uns gut gehen lassen und uns zwei Vorträge von den beiden Lektoren hier an Bord angehört. In dem einen ging es um den Amazonas im Allgemeinen, wirklich sehr interessant. Und in dem anderen Vortrag des Lektors Niki Nikolaus (ja der heißt echt so) ging es um das kleine Städtchen das wir am folgenden Tag besuchen wollen: Jutai am Rio Solimoes.
Danach hieß es auch schon wieder fertig machen und schick anziehen, denn heute ist Captains Dinner angesagt. Auf den größeren Schiffen auf denen wir sonst so unterwegs sind, gehen wir nie zum Händeschütteln mit dem Captain. Auf diesem Schiff kommt man aber an dem Handshake und dem zugehörigen Foto gar nicht vorbei. Anschließend gab es einen Sekt bzw. O-Saft für uns um offiziell die Reise einzuleiten. War aber dieses Mal total komisch für mich, denn ich fühlte mich, als wären wir schon total lange an Bord.
Anschließend ging es wohin? Genau: zum Abendessen. Endlich mal wieder essen. Man bekommt auf so einer Kreuzfahrt ja sonst kaum was zu essen 😉 😉
Wir hatten uns fest vorgenommen anschließend noch einen Cocktail trinken zu gehen. Wir haben allerdings beim Abendessen beide sowas von abgebaut, dass wir danach in unsere Kabine gegangen sind und nach recht kurzer Zeit schon wieder eingeschlummert waren.
Der nächste Tag wartet ja auch schon wieder mit zeitigem Aufstehen um 7:20 Uhr, denn schließlich soll es schon um 8 Uhr mit dem Ausbooten per Tenderbooten nach Jutai beginnen. Auch für das Tendern am kommenden Morgen werden wieder die verteilten Zodiac Karten mit den Farben genutzt. Dieses Mal ist die Reihenfolge der Farben komplett anders herum, sodass wir mit den roten Karten zum Schluss dran sind. Da in so einer Tenderboot aber etwa 90 Leute gleichzeitig passen, wird das Tendern wohl recht schnell von statten gehen. Also ist früh schlafen gar nicht so verkehrt, wenn man am kommenden Tag früh und trotzdem ausgeruht in das nächste Abenteuer starten will 🙂